Maschinengeist by Chris Schlicht

Maschinengeist by Chris Schlicht

Autor:Chris Schlicht
Die sprache: eng
Format: mobi
Tags: Alternative Realität, Verschwörung, Chris Schlicht, Historisch, Dystopie, Steampunk, Wiesbaden, viktorianisch, Frankfurt, Urban Fantasy
veröffentlicht: 2012-06-18T22:00:00+00:00


Wenn man das Schlimmste befürchtete, konnte man nur angenehm überrascht werden. Dass diese alte Weisheit der Pessimisten zutraf, wurde Paul bewusst, als er das Gebäude der Kriminalpolizei wieder verließ und in der Sonne vor dem Stadtpalais stand. Eine Weile starrte er versonnen auf die Polizisten, die einen Ring um das Gebäude gegenüber dem Rathaus bildeten, und fragte sich, was das Aufgebot zu bedeuten hatte. Dann fiel ihm ein, dass der Kaiser ja für längere Zeit zur Kur in Wiesbaden war und wie immer standesgemäß im Stadtschloss logierte.

Er dachte an Sonnemann und seine Befragung, die überraschend milde verlaufen war, nachdem er ihm glaubhaft versichert hatte, dass er in eigener Sache zu Peitner gegangen und nicht im Auftrag von Peter dort gewesen war. Zunächst hatten sie sich nur zwanglos unterhalten, wobei Paul den Hauptkommissar mit einer Anekdote belustigt hatte, dass dieser einen bekannten Namensvetter besaß: Friedrich Sonnemann, den fürstlichen Baumeister des letzten männlichen Sprosses der Linie Hessen-Nassau. Der Mann also, der den Grundstein zu dem prächtigen Gesamtbau des Biebricher Schlosses gelegt hatte, als er das westliche Lustschloss und sein östliches Adäquat baute.

Unter Auslassung all der Punkte, die Peter und seine Ermittlungen betrafen und nichts mit der Sache in der Mühle zu tun zu haben schienen, hatte er dem Hauptkommissar in allen Einzelheiten erzählt, was ihn zu Peitner geführt hatte und was dort geschehen war. Sonnemann hatte ihm im Gegenzug ohne zu zögern alles abgenommen und ihn für seine Beobachtungsgabe gelobt. Die nächste halbe Stunde hatte er über den Steckbriefen gebrütet, um vielleicht den vermeintlichen Polizisten und seinen Helfer zu identifizieren. Tatsächlich hatte er den Mann gefunden, der als Wachtmeister Obermann aufgetreten war, und ihn Sonnemann gezeigt, der sich nicht sonderlich verwundert gezeigt hatte.

„Markus Matthäus Heider“, murmelte Paul, während er den Weg zum Warmen Damm einschlug, um in das Villenviertel nördlich des Kurhauses zu gelangen, wo der Maler sein Atelier hatte. „Na, da haben die ganzen Heiligen, nach denen man ihn benannt hat, aber keine schützende Hand über ihn gehalten. Vergebliche Liebesmüh.“

Der Warme Damm und die Wilhelmstraße waren voller elegant gekleideter Menschen, die im Lichte der strahlenden Frühlingssonne den Müßiggang genossen. Kurgäste aus aller Welt waren darunter, und Paul hörte viele fremde Sprachen, vor allem Französisch und Russisch. Geistliche mischten sich im vollen Ornat unter die modisch gekleidete Oberschicht, und endlich waren die Wege auch trocken genug, dass die Damen nicht mühevoll oder mit allen Tricks der Schneiderkunst ihre Schleppen raffen mussten, um sie vor Schaden zu bewahren. Ausladende Hüte oder Spitzenschirme schützten die Haut der Damen vor dem Sonnenlicht und gingen der bald zu erwartenden Pracht der Frühlingsblumen voraus.

Paul war es bald leid, ständig seinen Hut lüften zu müssen, um zu grüßen, und verließ den Park zur Paulinenstraße hin. Durch einen Seiteneingang betrat er den Kurpark, für den man zu dieser Jahreszeit noch kein Entgelt entrichten musste, hastete hindurch und verließ ihn am anderen Ende wieder. Auch auf der Sonnenberger Straße flanierten die Leute, und Paul eilte in eine Seitenstraße, in der sich niemand aufhielt.

Er erreichte die angegebene Adresse und schritt durch den Garten ins Hinterhaus, das ein teilweise verglastes Dach besaß.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.